hier sind alle an- sprechbar und man begreift, dass jeder sein päckchen zu tragen hat ... das schweigen und die angst ist verschwunden. jana wohnt seit 1,5 jahren im berthold-martin-haus „i ch möchte grundschullehrerin werden, das ist mein traumberuf“. als jana m. (name von der redaktion geändert) am ende unseres gesprächs diesen satz fallen lässt, sind wir baf. denn die schmale blonde 16-jährige, die derzeit in einer wohngruppe im berthold-martin-haus (bmh) in gießen lebt, hat ein martyrium hinter sich, das gerade mit ihren erfahrun- gen in der institution schule zu tun hat. es geht um ausgeschlossensein, mobbing und schulangst. begonnen hat janas geschichte an ihrem heimatort, rund 200 kilometer von gießen entfernt. sie ist elf jahre alt, als sie ihre erste psychiatrie-erfahrung macht. „ich hatte damals ängste und suizidgedanken“, erzählt die 16-jährige. warum? „ich hatte zu der zeit keine ahnung, warum ich wirk- lich in der psychiatrie war“, gibt jana zu. heute hat sie ihre damalige situation relek- tiert. „eigentlich ing alles damit an, dass mein vater, er war berufssoldat, ständig in krisenregionen im einsatz war“, so jana. damals ist sie acht jahre alt. zu hause herrscht in jenen tagen die angst, dass der vater nicht mehr lebend nach hause kommt. „aber wirklich gesprochen wurde darüber nicht“, sagt jana. „ich wurde von der belas- teten situation zu hause ferngehalten und war oft bei freunden“, erinnert sich jana. geholfen habe ihr das aber nicht, eher im gegenteil. „ich fühlte mich alleine und wusste gar nicht mit der bedrohungslage umzugehen.“ mit ihrem zwei jahre älteren bruder gibt es häuig streit und die video- konferenzen mit dem vater erscheinen ihr zum teil „unverständlich dunkel“ und „un- bestimmt bedrohlich“. die mutter leidet selbst stark unter der situation und kann ihrer tochter in dieser zeit nicht wirklich beistehen. niemand „du bist so ein dummes stück sch … „neben den belastungen zu hause kommt es nach janas wiederkehr aus der psychia- trie zu den mobbing-attacken in der schule. jana besucht die 6. klasse eines gymna siums. „niemand, wirklich in meiner klasse hat mehr mit mir gesprochen“, er- zählt jana. sie wird stig- matisiert, abgelehnt und ignoriert. stattdessen er- öfnet ihre klasse eine öf- fentliche gruppe auf facebook, wo über die damals elfjährige hergezogen wird. „die ganze klasse hat mitgemacht“, berichtet jana leise. beleidigungen wie „du bist so ein dummes stück scheiße“, „bring dich doch endlich um“, waren an der tages- ordnung. still leidet jana, erzählt zu hause nichts davon. durch zufall erfahren ihre eltern schließlich von dem terror gegen ihr kind: sie sehen die verletzenden nachrich- ten auf janas mobiltelefon. einen angespro- chenen schulwechsel lehnt jana trotz der belastung erst einmal ab, auch die lehrer meinen: „das kriegen wir schon hin“. „tat sache ist, dass zwei jahre keiner in der klasse mehr mit mir gesprochen hat“, sagt jana. es ändert sich auch durch psycho- therapeutische gespräche nichts, nur die angst vor der schule, die wird immer größer. auch als jana als 13-jährige endlich die schule wechselt, wird es nicht besser. „ich wurde zwar nicht mehr gemobbt, aber ich hatte einfach zu viel angst davor, in die schule zu gehen“, erzählt sie. nach wenigen wo- chen auf der neuen schule bleibt sie daheim. es folgt ein neuer klinikaufent halt. „in die psychiatrie wollte ich aber auf keinen fall mehr“. eine auf psycho- somatische krankheiten spezialisierte klinik in süddeutschland wird für fünf monate ihre zulucht. dort geht es ihr erstmals besser. doch anschließend, sie ist wieder daheim, ist nach drei wochen erneut schluss mit schule. sie kann nicht mehr, die angst ist 25