einfach das beste, was ihm passieren konnte. Martina Schmidt ist froh, dass ihr Sohn auch den Realschulabschluss an der MLS machen kann. „Eigentlich sollte er nach dem H-Be- reich die Schule wieder Richtung Regelschule verlassen“, berichtete sie. Aber das habe wie- der große Ängste bei Malte ausgelöst. Nach einem langen Gespräch mit dem Schulleiter habe er hier weiter machen dürfen. „Aber er muss Auflagen erfüllen, an seinen sozialen Kompetenzen arbeiten“, so Martina Schmidt. So sei Malte bei den Pfadfindern aktiv und arbeite mit einer Ernährungsberaterin an der Stabilisierung seines Gewichts.“ Thorsten Müller ist nach wie vor begeistert von dem Geist, der an der MLS herrscht. „Man fühlt sich hier willkommen und ernst genommen“, sagte er. Und ein großer Beweis für das pro- fessionelle Arbeiten des Lehrpersonals sieht er an einem ganz konkreten Beispiel: „Jan traf in seiner Klasse zufällig auf den Peiniger seiner alten Schule, der Junge, der damals in seine Trinkflasche uriniert hatte“, berichtete der Vater. „Ich dachte, die Welt bricht zusam- men“, so Thorsten Müller. Doch die Klassen- lehrerin habe den Konflikt professionell und sofort gelöst. „Sie hat gleich das Gespräch mit allen und vor allem mit den beiden Jungs ge- sucht und die Sache geregelt.“ Danach habe es keine Probleme mehr gegeben. „Fragen Sie mich, ob diese Schule Klasse ist!“ gehändigt bekommen hatte. „Wir waren so fertig mit den Nerven, am nächsten Tag sind meine Frau und ich hingefahren und haben unser Kind abgeholt.“ Neben den unglaubli- chen Ereignissen sei es aber die mangelnde Kommunikationsfähigkeit der zuständigen Lehrerin und des Schulleiters gewesen, die ihn nachhaltig erschüttert habe. „Es gab einfach kein Gespräch mit uns als wir Jan abgeholt haben und auch danach nicht. Unglaublich.“ Keine Aufarbeitung, kein Aus- tausch mit der Lehrerin, auch der Schulleiter habe sie permanent abgewimmelt. Auch als Jans Vater das Schulamt einschaltete sei es zu keinem Gespräch gekommen. Erst als er eine Strafanzeige wegen Verletzung der Aufsichts- pflicht stellen wollte, habe es ein Treffen mit Lehrerin, Schulleiter und einem Vertreter des staatlichen Schulamtes gegeben. „Das war die reinste Inquisition“, erinnerte sich Jans Vater. Jedenfalls sei Jan ab diesem Zeitpunkt an der Schule „verbrannt“ gewesen. „Er war da nicht mehr erwünscht und ich wollte mein Kind dort auch nicht kaputt gehen lassen.“ Es schien schwierig, fast unmöglich, eine an- dere Schule zu finden. Jan wurde daraufhin zunächst krankgeschrieben, kam für ein Drei- vierteljahr in die Kinder- und Jugendpsychiat- rie. Dort lernten sie Lehrer Michael Muscheid vom Überregionalen Beratungs- und Förder- zentrum (üBFZ) kennen (siehe Interview Seite 34), der für Jan die MLS empfahl. Anton Hofmanns Sohn Alexander ist seit vier Jahren an der MLS. Auch bei seinem Sohn wurde Autismus diagnostiziert. „Die Diag- nose kam bei uns kurz vor der Einschulung“, berichtete Hofmann. Sie hätten Glück mit der Versorgung an der Grundschule gehabt. Al- exander bekam eine fähige Schulbegleiterin an die Seite gestellt und auch die Klassenleh- rerin kümmerte sich gut um den Jungen. „Wir waren da wirklich verwöhnt.“ Allerdings sei Alexander auch kein einfaches Kind gewesen. „Er war ein Einzelgänger und hat schon den Unterricht teils massiv gestört, schrie oder kippte den Kindern die Schultasche aus – die anderen waren mit Recht von ihm genervt“, meinte sein Vater. Als die Beschulung in der weiterführenden Schule anstand, war Anton Hofmann überzeugt, dass sein Sohn das in einer Klasse von 33 Kindern nicht schaffen würde. „Er ist Autist, er braucht ein beson- deres Setting.“ Selbständig bemühten sich die Eltern um eine Aufnahme an der MLS. „Da wir aber in einem anderen Landkreis wohnten, wollte uns das hiesige Amt nicht die Kosten der Schulbetreuung zahlen.“ So zog die Familie kurzerhand in den Landkreis Gießen um, um Alexander den Schulbesuch an der MLS zu ermöglichen. Für ihn die rich- tige Entscheidung. „Er hat lange gebraucht, um hier anzukommen, aber hier wird ihm professionell und nachhaltig geholfen.“ Die Lehrerin kümmere sich und auch die Eltern würden mit ihren Fragen ernst genommen, das schätze Anton Hofmann sehr. Die Kom- munikation in beide Richtungen sei stetig gut. Auch eine Perspektive für die Zeit nach der Schule habe der 17-jährige Alexander hier entwickeln können. Er wird in einem Nachbarkreis über die dortige Lebenshilfe in einem großen Möbelhaus arbeiten können. „Wenn es soweit ist, werden wir als Familie wieder umziehen, um ihm das zu ermögli- chen.“ Martina Schmidt konnte bereits nach vier Wochen MLS eine große Veränderung bei ihrem Sohn bemerken. „Er wurde ein ganz anderes Kind, der Stress fiel von ihm ab und auch mit seinen Geschwistern klappte die Kommunikation wieder.“ Er habe angefan- gen, sich selbst zu organisieren, er holt sich Hilfe von uns Eltern, wenn er sie braucht, das war früher auch nicht so. Dieses kleine Setting, diese kleine Klasse an der MLS sei 31