Psychotherapie

Psychotherapie

Pädagogik:

Die pädagogische Arbeit im Berthold-Martin-Haus orientiert sich an einem klar strukturierten Hilfeplanprozess, dessen Ziele im Rahmen einer stabilisierenden Tagesstruktur, eines Bezugsbetreuersystems sowie verhaltenstherapeutisch ausgerichteter Methoden umgesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der schulischen und beruflichen Wiedereingliederung junger Menschen – im Alltag, in Projekten und durch pädagogisches Coaching. Intensive Eltern- und Familienarbeit ergänzt das Angebot bei Bedarf.

Pädagogische Fachkräfte agieren im Spannungsfeld zwischen methodischer Struktur und flexibler Reaktion auf krankheitsbedingte Schwankungen. Ihre Aufgabe ist es, sensibel, empathisch und professionell auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, dabei Ressourcen zu erkennen und gleichzeitig Verantwortung für situative Entscheidungen zu übernehmen. Die Lebensgeschichten und Krankheitsverläufe junger Menschen erfordern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und fachlicher Reflexion. Spontanes Handeln allein genügt nicht – pädagogisches Handeln muss fundiert, zielgerichtet und immer im Gesamtkontext verankert sein.

Grundlage ist eine wertschätzende Haltung, die junge Menschen mit all ihren Schwierigkeiten bedingungslos annimmt. Ziel ist es, soziale Kompetenzen, lebenspraktische Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit zu stärken – immer auf Basis individueller Stärken. Die Förderung von Selbstbestimmung spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Alltag heißt das: flexible Freizeitgestaltung im Einklang mit dem Behandlungsplan, Wahlfreiheit bei freizeitpädagogischen und therapeutischen Angeboten sowie die Förderung eigenverantwortlichen Handelns.

Ein vielfältiges Programm – von Einzelmaßnahmen über Gruppenangebote bis hin zu Ausflügen und Freizeiten – unterstützt junge Menschen dabei, ihren Alltag aktiv zu gestalten. Projekte in Schule, Ergotherapie und Wohngruppe bieten zusätzliche Lernräume. Präventive Maßnahmen wie verhaltenstherapeutische Reflexionsgespräche, positive Verstärkung und der gezielte Aufbau von Gruppenzugehörigkeit helfen dabei, schädliches Verhalten zu vermeiden und sich als wirksam und anerkannt in der Gruppe zu erleben.

Psychotherapie:

Therapie muss für junge Menschen alltagsnah und nachvollziehbar sein, um wirksam zu sein. Deshalb ist sie im Berthold-Martin-Haus fest in den Alltag integriert – für alle gleichermaßen. So entfällt der Druck, sich aktiv für oder gegen eine Therapie entscheiden zu müssen, was oft mit Scham oder Abwehr verbunden ist. Stattdessen können die jungen Menschen die Wirkung therapeutischer Unterstützung im geschützten Rahmen erleben.

Zentrale Grundlage ist eine verlässliche Beziehung und eine klare Alltagsstruktur, die Sicherheit und Veränderungsbereitschaft fördert. Therapeutische Angebote orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen und Motiven der jungen Menschen – besonders am Wunsch, den eigenen Selbstwert zu wahren.

Aus verhaltenstherapeutischer Sicht entstehen psychische Erkrankungen durch das Zusammenspiel persönlicher Veranlagung und Lernerfahrungen. Problematische Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster entwickeln sich oft als kurzfristig hilfreiche Strategien zur Emotionsregulation – etwa bei Angst, Zwang oder Selbstverletzung.

Deshalb arbeiten psychotherapeutische und pädagogische Fachkräfte in der Einrichtung eng zusammen. Ziel ist es, Erarbeitetes aus der Therapie in den Alltag zu übertragen und so nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen.

Psychiatrische Versorgung:

Die psychiatrische Versorgung im Berthold-Martin-Haus basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen internen ärztlichen Leistungen, externen Fachärzten und Institutsambulanzen. Externe Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychotherapie stellen die Diagnose, verordnen und überwachen die Medikation. Klientinnen und Klienten nehmen in regelmäßigen Abständen oder bei Bedarf Termine bei diesen Fachärzten oder den Institutsambulanzen wahr, während die allgemeinärztliche Versorgung durch nahegelegene Hausarztpraxen erfolgt, zu denen die Klienten meist von pädagogischen Fachkräften begleitet werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören die Kooperation mit externen Fachärzten und die Überwachung der Medikation durch Verlaufsbeobachtung und die Weitergabe von Informationen zu Wirkungen und Nebenwirkungen.

Außerdem werden bei Bedarf Anpassungen der Medikation angeregt. Eine 24/7-Rufbereitschaft sichert schnelle Unterstützung in Notfällen, etwa durch zeitnahe Organisation notwendiger Klinikeinweisungen. Ergänzend dazu umfasst das Angebot die Beratung und Aufklärung der Klienten und ihrer Angehörigen zu Fragen der Medikation sowie regelmäßige, ärztlich geleitete Fallbesprechungen in der Wohngruppe, an denen Therapeuten und pädagogische Fachkräfte beteiligt sind. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Schulung des pädagogischen Personals, der Verantwortung für die korrekte Medikamentengabe sowie der Veranlassung und Durchführung von Blutentnahmen und ggf. Drogenscreenings.

Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung:

Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Berthold-Martin-Haus wird durch den medizinischen Dienst der Schwesterneinrichtung Leppermühle sichergestellt. Dadurch erhalten die Jugendlichen eine umfassende psychiatrische Betreuung, die sowohl Diagnostik als auch therapeutische Maßnahmen umfasst. Die enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen Fachkräften, Pädagogen und Therapeuten gewährleistet eine individuelle und bedarfsgerechte Unterstützung.

Ein zentraler Bestandteil der psychiatrischen Versorgung ist die Diagnostik und Behandlungsplanung. Hierbei werden psychische Erkrankungen frühzeitig erkannt, um gezielte therapeutische und pädagogische Maßnahmen einzuleiten. Neben der Diagnostik spielt die Krisenintervention eine entscheidende Rolle. Bei akuten psychischen Krisen stehen Fachkräfte rund um die Uhr zur Verfügung, um schnell und bedarfsgerecht zu reagieren.

Sollte eine stationäre psychiatrische Aufnahme erforderlich sein, übernimmt das Team die Organisation und Vermittlung in entsprechende Einrichtungen. Auch nach der Entlassung wird die Rückkehr in den Alltag professionell begleitet.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der psychopharmakologischen Therapie. Medikamente werden gezielt eingesetzt, kontinuierlich überwacht und in enger Abstimmung mit den Jugendlichen und ihren Eltern angepasst. Regelmäßige ärztliche Visiten und Einzelgespräche ermöglichen eine individuelle Behandlung, die flexibel an den jeweiligen Bedarf angepasst wird.

Die psychiatrische Versorgung im Berthold-Martin-Haus geht über die reine medizinische Betreuung hinaus. Durch die Beratung von pädagogischen und therapeutischen Fachkräften sowie der Eltern wird sichergestellt, dass alle Beteiligten in den Behandlungsprozess einbezogen werden. So entsteht ein ganzheitliches Betreuungskonzept, das den jungen Menschen in seiner persönlichen Entwicklung unterstützt und ihm langfristig Stabilität bietet.

Haben Sie Fragen zum Betreuungskonzept, den psychotherapeutischen Angeboten oder dem Aufnahmeverfahren im Berthold-Martin-Haus? Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen und eine persönliche Beratung zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns!

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